Das Humboldt-Gymnasium Hettstedt wurde im April Landesmeister im Schulschach (WKIII). Dieser schöne Erfolg bedeutete die Qualifikation zur Deutschen Schulschach-Meisterschaft in Hannover.
Die vier Klassenkameraden Hieu Tran, Erik Seidemann, Luca Buchmann und Lennart Engel-Witte samt Trainer Dirk Michael verbrachten 5 Tage in der Jugendherberge Hannover zusammen mit den 20 besten Teams aus ganz Deutschland. Der Setzlistenplatz 11 ließ auf einen Platz im Mittelfeld hoffen.
Wie hoch auch diese Trauben hingen war schon nach den ersten drei Runden klar, in denen die Hettstedter gegen den Setzlistenplatz 1 (Amos Comenius Gym. Bonn) mit 0 : 4 und gegen den Setzlistenplatz 2 (Schillergymnasium Hannover) 1,5 : 2,5 verloren. Dazwischen gelang ein Sieg von 3 : 1 über das Helmut-Schmidt-Gymnasium Hamburg. Nach einem weiteren Sieg (4 : 0) über die Schule "Kolleg St.Blasien" aus Baden blieb das Hettstedter Quartett in den letzten drei Runden unter seinen Möglichkeiten und verlor "en suite".
Insgesamt war das Turnier gut organisiert, das Essen lecker, das Umfeld der JH sehr angenehm. In wenigen Minuten war man am Maschsee, in der Innenstadt und auf einer großen Kirmes. Der Ausrichter hatte zudem ein originelles Freizeitprogramm angeboten mit Disc-Golf Lehrgang, Rugby-Ligaspiel-Besuch, Tandemturnier etc.
"Wievielter seid Ihr denn nun geworden ?"
"17.Platz"
"Von wieviel Mannschaften ?"
"Von ganz Deutschland !"
Tabelle : https://www.deutsche-schachjugend.de/2022/dsm-wk-3/
Ein schmerzhafter Unsinn ergab sich allerdings bereits am Abend des Anreisetages, während der unvermeidlichen "berüchtigten" Betreuerberatung. Da wurde mal eben in der zufällig zusammengewürfelten Runde abgestimmt, dass Betreuer den Spielsaal nicht betreten dürfen. Weil sie die Kinder doch nur stören oder gar potentielle Betrüger sind. Man kennt das ja . . . Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, wurde danach noch beschlossen, mit den Kindern ebenso zu verfahren: Wer sein Partie beendet hat, muss schnellstens raus, weil Kinder beim Schach eben stören würden.
Am nächsten Morgen erschien ein offener Brief, der diese entwürdigende Betrachtung des Kinderschachs anprangerte - mit folgerichtigen Argumenten. Die offizielle Begründung für den Ausschluß lautete später einfach "Corona", was aber in der Diskussion vor der Abstimmung nicht prägend war.
So war der Hettstedter Betreuer flugs vom Trainer zum Fahrer degradiert und blieb bei diesem Höhepunkt im Schachleben seiner Schüler, dem viele Jahre ehrenamtlichen Engagements voraus gingen, ausgesperrt.
Und bei welchem anderen Mannschaftssport dürfen die Mitglieder der Mannschaft plötzlich nicht mehr bei ihrem Team sein ?
Unbedingt muss die Deutsche Schachjugend hier künftig klare Regelungen in der Ausschreibung veröffentlichen.
Übrigens bestand die Betreuerversammlung zum Teil aus Muttis und Vatis und Lehrern, deren Einsatz sehr zu loben ist, aber die mit Schachdingen wenig oder überhaupt nicht vertraut waren. Diese Runde stimmte dann auch noch über weitere Regeln ab, z.B. unmögliche Züge, wieviele sind erlaubt, welche Strafen usw.. Irgendwann im munteren Abstimmen origineller Regeln entfuhr dem Versammlungsleiter ein denkwürdiges Zitat :
"Das mit der Berührt-Geführt-Regel, das sollten wir aber doch lieber so lassen."
Sapere aude.